Jazzpodium Rezension

…Das Programm kennzeichnet eine entspannte Gelassenheit auch in den turbulentesten Momenten. Alles wirkt auf das Wesentliche reduziert, schnörkellos und gradlinig. Die manchmal modular aufgebauten Themen – bis auf eines aus der Feder des Bassisten – stecken lakonisch Stimmungen und Zustände ab oder widmen sich musikalischen Beschreibungen – etwa eines Clowns oder einer Kurbelwelle. Die konzeptionell sehr unterschiedlich angelegten Stücke machen das Programm insgesamt sehr kontrastreich und unterhaltsam. Trotz der schlanken Formation ist das musikalische Geschehen sehr dicht, daran ist der Schlagzeuger maßgeblich beteiligt, der geschickt und einfühlsam die musikalischen Räume füllt und die oft konfliktreichen Rubatolinien seiner Mitspieler immer wieder zusammenführt. Besonderes Lob verdient das unprätentiöse Spiel des Gitarristen: Sein meist mehr oder weniger angezerrtes Spiel zeigt eine große Variabilität der Klangfarben und der Spielweisen, die von zart dargebotenen Lyrismen bis zu harschen Punkklängen reichen. Khabirpour kann alles was ein Jazzgitarrist können muss, aber er macht keines Aufhebens davon. Es gibt keine lehren Akrobatismen, keine Verlegenheitslicks, keine kreativen Löcher, jeder Ton hat seinen Sinn und seinen Platz in den Dramaturgien seiner Improvisationen – Zuhör-Soli der allerbesten Art, die niemals nervige Déjavu-Gefühle aufkommen lassen.

Insgesamt ein sehr gelungenes Debüt mit einer schlüssigen und konsequent realisierten Sichtweise des Gitarrentrios und dessen, was man damit machen kann. Und das Beste: Jedes erneute Hören dieser reizvollen Musik lässt den Hörer Neues entdecken. Unbedingt empfehlenswert!

Benno Bartsch, Jazzpodium

Veröffentlicht in der Dez. 2012/ Jan. 2013 Ausgabe des Jazzpodiums