Zeitungsartikel: Spannende Toleranz

Spannende Toleranz

Im Begleittext zu ihrer im Label Personality Records verlegten CD “KOI Trio” ist von der fernöstlichen Haltung des Los- und Zulassens die Rede. Von einer Toleranz also, die sich bei Matthias Akeo Nowak, dem Bassisten und musikalischen Leiter der Band, auch in seinen Kompositionen niederschlägt. Im Café des Mannheimer Nationaltheaters präsentieren KOI Trio im Rahmen der Konzertreihe Nightmoves diese Toleranz auf eigenwillig spannende Art. Schon die Besetzung, mit Schlagzeug, Kontrabass und Gitarre, ist nicht wirklich geläufig. Doch am deutlichsten hört man dieses Zulassen in den Kompositionen Nowaks.

Metrisch anspruchsvoll, weil collagenhaft aufgebaut sind bis auf das Spiritual “Motherless Child” fast alle Originalkompositionen des Programms. Dass der hervorragend filigran und stets souverän trommelnde Oliver Rehmann hier den Überblick behält und dabei die Musik noch rhythmisch dekoriert, ist ihm hoch anzurechnen.

Angenehme Bodenhaftung

Denn ohne ihn hätten die Improvisationen von Nowak und Gitarrist Riaz Khabipour kaum jene zuhörerfreundliche Bodenhaftung. Khabipours Klangvorstellung bewegt sich entlang eines Grates, der die Grenze zwischen spannender Ausreizung und überzogener Harmonie-Erweiterung bildet. Sein angezerrter Sound ist dabei ein zusätzlicher Reiz.

Nowak hingegen spielt klanglich eher konservativ. Doch rhythmisch-kompositorisch ist der Berliner mit japanischen Wurzeln vorne mit dabei. Experimentierfreudig setzt er Metrik und Rhythmik ein und findet mit traumwandlerischer Gelassenheit zurück in minimalistische Klangstrukturen. Mit “KOI Trio” legt diese Formation eine Musik vor, die mal besinnlich, mal angeschrägt klingt und eingefahrene Hörgewohnheiten auf faszinierende Weise erweitert, die los- und zulässt.

A.B.A., Mannheimer Morgen

Veröffentlicht am 23.01.2013 im Mannheimer Morgen
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